Die Bürgschaft

oder
wie das Gute das Böse überwindet

Es gibt leider so viele Tyrannen auf dieser Erde, ob im Großen oder im Kleinen. Oft merken diese Menschen nicht einmal, wie sie sich verhalten, wie sie die Mitmenschen unterdrücken mit ihrem Verhalten, sie finden das ganz normal.

Sei es ein Regierungschef, der einen Nachbarstaat überfällt und, wenn er dann durch Sanktionen von anderen eingeengt wird, um ihn zur Vernunft zu bringen, auch dort zurückschlägt, um Unruhe zu stiften und Verbündete auseinander zu bringen. Und dies erreicht er auch dadurch, daß die Regierungen meinen Maßnahmen erlassen zu müssen, die wiederum die Menschen in diesen Staaten einengen und unruhig werden lassen.

Natürlich ist hier die Entschuldigung, daß man die Regeln erlassen muß, um für alle zu sorgen, wenn es denn nur so wäre, aber das stimmt meist nicht und das erkennen die Menschen auch und werden immer unruhiger und der Diktator freut sich.   

Wie kommt es in es in erster Linie dazu?

Nun, auf dieser Erde leben nicht nur gute Menschen, sondern es sind auch gefallene Geister inkarniert, die die Herrschaft übernehmen wollen. Und jetzt in dieser letzten Zeit werden es auf der Erde immer mehr dieser Geister, allerdings kommen auch gute Geister aus den Himmeln. Gleichzeitig ist abzusehen, daß die Ressourcen zur Neige gehen, und es nicht nur mehr darum geht zu leben, sondern zu überleben. Es gibt also Versorgungskämpfe.

Dieses ganze Geschehen wird immer mehr eskalieren bis zu dem Punkt, an dem Gott dem ganzen Einhalt gebietet und die negativen Geister von der Erde genommen werden. Die Erde wird nicht zerstört, aber gereinigt. Und es wird eine Zeit des Friedens und der Freiheit geben. Es gibt nur noch die nötigsten Vorschriften und jeder ist dem anderen gut.

Wie kann man bis dahin überleben?

Es geht darum, sich selbst im Guten treu zu bleiben und wer darüber im Zweifel ist, wie das geht, frage sich, ob er sein Verhalten einem anderen gegenüber auch für sich selbst akzeptieren würde. Wenn er das ablehnt, dann hat er seine Antwort.

Und dann besteht noch die Möglichkeit, sein Gewissen zu befragen, nicht auszuweichen, sondern dem positiven oder negativen Gefühl stand zu halten und entsprechend dabei zu bleiben oder sich zu ändern.

Und es gibt es eine ganz einfache Möglichkeit, herauszufinden, wo man steht, – beten – und die göttliche Liebe um klare Gedanken und um Hilfe zu bitten. Kein reines Gebet bleibt unerhört, wenn auch oft etwas anderes geschieht als das, worauf man hofft, aber dann gibt es noch etwas zu lernen. Das Leben ist eine Schule und es geht darum, zu leben und zu lernen, Prüfungen abzulegen und zu bestehen oder eine Lehrstunde zu wiederholen.

Wenn man etwas vorher wüßte, wäre es ganz einfach, aber oft begreift man nachher. So wie es jemand mal ausdrückte, „man lebt vorwärts und begreift rückwärts“1). Aber wenn man es begriffen hat, dann ist es auch gut und vorbei.

In dem Gedicht „Die Bürgschaft von Friedrich Schiller gibt es ein Beispiel, wie das Gute das Böse überwindet.

Damon will den Tyrannen mit einem Dolch umbringen, wird dabei gefaßt und zum Tode am Kreuz verurteilt. Er bittet um Aufschub, weil er seine Schwester verheiraten möchte und bietet als Bürgen seinen Freund an. Der Tyrann läßt sich darauf ein, sagt allerdings, wenn Damon nicht wiederkommt, wird der Freund an seiner statt gekreuzigt.

Damon verheiratet seine Schwester, aber auf dem Rückweg wird die Brücke weggeschwemmt, der Fluß tritt über die Ufer und er betet und schwimmt mit aller Kraft durch den reißenden Fluß, weil er den Freund nicht im Stich lassen möchte. Er kommt ans rettende Ufer und dankt Gott.

Damit aber nicht genug, Räuber stellen sich ihm in den Weg und wollen ihn ermorden, er wagt es, mit ihnen zu kämpfen und kann sie in die Flucht schlagen.

Er ist erschöpft, er bekommt wieder Hilfe und findet in der Nähe eine Quelle, an der er seinen Durst stillen kann.

Es ist spät geworden und ihm wird gesagt, daß der Freund wahrscheinlich schon gekreuzigt und er sich doch in Sicherheit bringen solle. Aber er zieht weiter in die Stadt und kommt gerade noch rechtzeitig.

Ja und dann, dann besiegt er den Tyrannen doch noch, nicht mit dem Dolch, aber mit seinen Taten. Er ist treu geblieben.

War es denn nötig, daß er auf dem Rückweg so aufgehalten wurde, daß er es kaum geschafft hat? Ja, das hat seine Treue noch bestätigt und Gott hat das Seine dazu gegeben und so ist es gelungen, den Tyrannen umzustimmen.

Die irdischen Prüfungen sind schwer und scheinen manchmal fast unüberwindlich und es bedarf aller Kraft, allen Mutes, allen Glaubens, sie zu bestehen, aber es ist möglich und daran sollten wir alle festhalten.

  1. Von Selma Lagerlöf und anderen, wird einigen Menschen zugeschrieben.

    

Die Bürgschaft

Zu Dionys[1} dem Tyrannen schlich

Damon, [2] den Dolch im Gewande,

Ihn schlugen die Häscher in Bande.

Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!

Engegnet ihm finster der Wüterich.

„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“

Das sollst du am Kreuze bereuen .

Ich bin, spricht jener, zu sterben bereit,

Und bitte nicht um mein Leben,

Doch willst du Gnade mir geben,

Ich flehe dich um drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gassen gefreit, [3]

Ich lasse den Freund dir als Bürgen,

Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen.

Da lächelt der König mit arger List,

Und spricht nach kurzem Bedenken:

Drei Tage will ich dir schenken.

Doch wisse! Wenn sie verstrichen die Frist,

Eh du zurück mir gegben bist,

So muß er statt deiner erblassen,

Doch dir ist die Strafe erlassen.

Und er kommt zum Freunde: „der König gebeut,[4]

Daß ich am Kreuz mit dem Leben

Bezahle das frevelnde Streben,

Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit,

So bleib du dem König zum Pfande,

Bis ich komme, zu lösen die Bande.

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund,

Und liefert sich aus dem Tyrannen,

Der andere ziehet von dannen.

Und ehe das dritte Morgenrot scheint,

Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,

Eilt heim mit sorgender Seele,

Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,

Von den Bergen stürzen die Quellen,

Und die Bäche, die Ströme schwellen.

Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,

Da reißet die Brücke der Strudel hinab,

Und donnernd sprenden die Wogen

Des Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt er an Ufers Rand,

Wie weit er auch spähet und blicket

Und die Stimme, die rufende, schicket;

Da stößet kein Nachen [5] vom sichern Strand,

Der ihn setze an das gewünschte Land,

Kein Schiffer lenket die Fähre,

Und der wilde Strom wird zum Meere.

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,

Die Hände zum Zeus erhoben:

O hemme des Stromes Toben!

Es eilen die Stunden, im Mittag steht

Die Sonne und wenn sie niedergeht,

Und ich kann die Stadt nicht erreichen,

so muß der Freund mir erbleichen.

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,

Und Welle auf Welle zerrinnet,

Und Stunde an Stunde entrinnet,

Da treibet die Angst ihn, da faßt er sich Mut

Und wirft sich hinein in die brausende Flut,

Und teilt mit gewaltigen Armen

Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort,

Und danket dem rettenden Gotte,

Da stürzet die raubende Rotte

Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,

Den Pfad ihm sperrend und schnaubet Mord

Und hemmet des Wanderers Eile

Mit drohend geschwungener Keule.

Was wollt ihr? ruft er für Schrecken bleich,

Ich habe nichts als mein Leben,

Das muß ich dem Könige geben!

Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

Um des Freundes Willen erbaret euch!

Und drei, mit gewaltigen Streichen,

Erlegt er, die anderen entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand

Und von der unendlichen Mühe

Ermattet sinken die Knie:

O hast du mich gnädig aus Räubershand,

Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,

Und soll hier verschmachtend verderben,

Und der Freund mir, der liebende, sterben!

Und horch! da sprudelt es silberhell

Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,

Und stille hält er zu lauschen,

Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,

Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,

Und freudig bückt er sich nieder,

Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün,

Und mahlt auf den glänzenden Matten

Der Bäume gigantische Schatten,

Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,

Will eilenden Laufes vorüber fliehn,

Da hört er die Worte sie sagen:

Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

Ihn jagen der Sorge Qualen,

Da schimmern in Abendrots Strahlen

Von ferne die Zinnen von Syrakus,

Und entgegen kommt ihm Philostratus, [6]

Des Hauses redlicher Hüter,

Der erkennet entsetzt den Gebieter:

Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,

So rette das eigene Leben!

Den Tod erleidet er eben.

Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er

Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den mutigen Glauben

Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.

Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht

Ein Retter willkommen erscheinen,

So soll mich der Tod ihm vereinen.

Deß rühme der blutge Tyrann sich nicht,

Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,

Er schlachte der Opfer zweie,

Und glaube an Liebe und Treue.

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor

Und sieht das Kreuz schon erhöhet,

Das die Menge gaffend umstehet,

An dem Seile schon zieht man den Freund empor,

Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor:

„Mich Henker! ruft er , erwürget,

Da bin ich, für den er gebürget!“

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,

In den Armen liegen sich beide,

Und weinen für Schmerzen und Freude.

Da sieht man kein Auge tränenleer,

Und zum Könige bringt man die Wundermär,

Der fühlt ein menschliches Rühren,

Läßt schnell vor den Thron sie führen.

Und blicket sie lange verwundert an,

Drauf spricht er: Es ist euch gelungen,

Ihr habt das Herz mir bezwungen,

Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn,

So nehmet auch mich zum Genossen an,

Ich sei, gewährt mir die Bitte,

In eurem Bunde der dritte.

Friedrich Schiller (Quelle Wikisource)

      

  1. Gemeint ist Dionysios II.
  2. Schiller änderte den Namen in einer überarbeiteten Fassung 1804 in Damon.
  3. Freien: ehelichen.
  4. Veraltet: gebietet.
  5. Nachen: Kleines Boot, Einbaum.
  6. Möros’ (Damon‘s) Diener.

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