Richtige Meditation

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Statue Schloßpark Türkheim

Es gibt vieli Arten von Meditation, hier geht es um die innere Hinwendung zu Gott bis zum völligen Einssein mit Gott. Die Texte von Johannes Tauler (1300 – 1361) in dem Buch „Das Reiih Gottes in uns“ führen den Leser immer mehr in sein Inneres und in die Nähe der göttlichen Liebe. Es geht darum, das Äußere als das zu sehen, was es ist, als eine Notwendigkeit und das Innere in sich zu finden und dem Eigentlichen zu folgen und sich selbst zu entwickeln.

Das ist mühsam und die Welt will uns von diesem Bemühen immer wieder abbringen, aber bittet einfach Gott, daß Euch geholfen wird und stellt Euch gegen alles Bestreben der Welt, Euch vom Eigentlichen, der Verbindung mit der göttlichen Liebe, abzubringen.

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RECHTE MEDITATION

„Verkläre mich, Vater, bei Dir selbst mit der Klarheit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war.“ Joh. 17,‘ 4

Daß der Sohn Gottes seine Augen zum Himmel hob und sprach: „Verkläre mich, Vater“, will uns lehren, daß wir gleich ihm unsere Hände und Sinne, unser Gemüt und unsere Kräfte zum Himmel erheben und in ihm, mit ihm und durch ihn beten sollen. Das ist das edelste und vollkommenste Werk, das Christus tat, daß er sich im Geiste anbetend zum Vater wandte.

Diese innere Hinwendung ist mehr als jede äußere. Viele beten und meditieren, um etwas zu erreichen, oder lassen sie andere um Geld und gute Worte für ihr Wohl beten. Von solchem äußeren Handel hält Gott wenig. Wesentlich ist ihm das rechte innere Handeln, das in Wahrheit nicht ein Tun ist, sondern ein Lassen:

Kehre Dich gänzlich von Dir selber und allen geschaffenen Dingen ab und senke Dein Gemüt jenseits aller Kreaturen gänzlich in den tiefen Abgrund Gottes, in wahrer Gelassenheit aller niederen und höheren, äußeren und inneren Kräfte, jenseits aller Sinne und allen Ersinnenwollens – bis zum völligen Einssein mit Gott im innersten Grunde Deines Wesens.

Dann entschläfst Du allen äußeren Weisen und Worten, Übungen und Gebeten. Und dann magst Du Gott um das bitten, um das er gebeten sein will: daß sein Wille geschehe zu Deinem und aller Wesen Besten!

So wenig ein Pfennig ist gegenüber hunderttausend Mark Goldes, so gering ist alles äußere Gebet gegenüber dem inneren Beten, das ein völliges Sich-Lassen, Versinken und Verschmelzen des geschaffenen Geistes mit dem ungeschaffenen Geist Gottes ist, ein wahres Einswerden mit Gott.

Wenn diese Einswerdung das Gebet des Mundes duldet und dadurch ungeschmälert bleibt, dann beten wir mit dem Munde wie mit dem Herzen; denn zwei gute Weisen sind besser als eine. Und wenn man Dich um ein Gebet bittet, ist es gut, daß Du auch äußerlich betest; doch zugleich trage Dein Gemüt hinauf in die lichten Höhen Gottes.

Wenn hingegen ein äußeres Gebet, eine Übung oder ein Werk Dich darin hindert, so laß es unbesorgt; denn nur-äußeres Gebet ist wie Stroh und Spreu gegenüber dem edlen Weizen des inneren Gebets, wie Christus sagt: „Die wahren Anbeter sollen beten im Geiste und in der Wahrheit.“ Und das kann bei wahrer und wesentlicher Einkehr in einem Augenblick geschehen.

Ist die Hingabe vollkommen, dann wird unser ganzes Wesen in einem Augenblick in den innersten Grund eingesenkt, der ganz in den ewigen Gottesgrund ausgeströmt ist, in dem alles ewig gegenwärtig, vollkommen und eins ist.

So betete Jesus und so beten jene, die recht handeln und alle ihre Werke außerhalb der Zeit in der Ewigkeit wirken: sie beten im Geiste Gottes und leben und wirken in ihm und sind sich selbst entworden. Denn niemand kann etwas anderes werden, er wäre zuvor dem, was er ist, entworden. So beten und wirken die Kinder Gottes im Geiste, werden ihrer selbst entformt und entbildet und geraten so in das Überseiende, da der Vater den Sohn gebiert, werden daselbst wiedergeboren und nehmen alle Dinge, Haben wie Darben, Lust wie Leid, gleich willig und völlig von Gott.

Und Jesus fuhr fort: „Ich bitte Dich, daß sie eins werden, gleichwie wir eins sind.“

Diese Einswerdung geschieht auf zweierlei Weisen: innerlich und äußerlich, unmittelbar und mittelbar, im Geiste und in der Natur.

Das wird oft falsch verstanden. Denn der menschliche Verstand begreift ja nicht einmal die Weise, wie die Seele mit dem Körper vereinigt ist, wie sie ihn bewegt und sich durch ihn äußert. Wie soll er da das Einssein mit Gott verstehen?

Die dazu gelangen, wirken außerhalb des Geschaffenen in Ungeschaffenheit, außerhalb der Mannigfaltigkeit in Einfaltigkeit und Einheit. Sie sind mitten im Unfrieden im Frieden, sinken in völliger Gelassenheit und Abgeschiedenheit in den Grund und tragen Gott alle Dinge so wieder hinein, wie sie ewig in ihm waren.

Solch inneres Entsinken in Gott führt Gott näher als das äußere Gebet, und dorthin können die nicht kommen, die noch ganz im Äußeren leben und nur um den äußeren Menschen wissen. ..

Nun könnte man fragen, welche Wege und Weisen denn zu den Höhen des schweigenden inneren Betens und zur lauteren Wahrheit und Vollkommenheit führen.

Christus hat Johannes auf drei Weisen gezogen, mit denen er alle Menschen zieht, die nach dem Höchsten verlangen. Zum ersten Male zog er ihn, als er ihn aus der Welt rief und ihn zu einem Apostel machte; zum anderen Male, als er ihn an seinem Herzen ruhen ließ; und zum dritten und vollkommensten Male am Pfingsttag, als ihm der Heilige Geist gegeben ward: da wurde ihm die Tür zum Reiche Gottes geöffnet und er wurde hineingenommen.

Die erste Weise, durch die der Mensch wie Johannes von der Welt gerufen wird, tritt ein, wenn der Mensch seine inneren Kräfte in höchstem Unterscheidungsvermögen derart ordnet und regiert, daß er lernt, auf sich zu achten, daß er zu anderen so spricht und sich so verhält, wie er möchte, daß sie zu ihm sprechen und sich ihm gegenüber verhalten, daß seine Gedanken und Strebungen von Gott kommen und zu Gott hinführen, und daß all sein Wirken auf nichts anderes abzielt als auf die Erfüllung des Willens Gottes und auf den Frieden und die Seligkeit der Menschen.

Also nimmt Christus Dich von der Welt und macht Dich zu einem Apostel, einem Gesandten Gottes, der lernt, den äußeren Menschen zu einem inneren zu machen. Das ist aber erst der Anfang göttlichen Lebens.

Die zweite Weise besteht darin, daß Du wie Johannes am Herzen Christi ruhte, Dich nach dem Bilde Christi bildest und darauf amtest, daß Du ihm nachfolgst und gleich wirst in seiner Sanftmütigkeit und Demut, in der flammenden Liebe, die er seinen Freunden und Feinden entgegenbrachte, in der willigen Gelassenheit, die er auf allen Wegen, in allen Weisen, an allen Stätten, wohin ihn der Vater rief, offenbarte. .. Wohl waren Himmel- und Erdreich sein, doch er besaß sie nicht als Eigentum, sondern er hatte mit allem, was er sprach und wirkte, nur den Willen des Vaters und die Seligkeit der Menschen im Sinn.

Dem folge nach! Erkenne, wie ungleich Du noch diesem Vorbild bist, und wende Dich nach innen, um am Herzen Christi zu ruhen und von ihm Licht zu empfangen und Kraft, vollkommener zu werden. Und vergiß dabei nicht, daß, obwohl Johannes am Herzen Christi ruhte, er doch den Mantel fallen ließ und floh, als man Jesus fing. So sieh auch Du zu, daß Du, wenn Du angegriffen und versucht wirst, den Mantel nicht fallen läßt und der Furcht und dem Eigenwillen nachgibst!

Daß Du Dich in diesen beiden Weisen übst, ist gut und heilsam. Laß Dich darin von niemandem beirren. Und wenn Christus Dich zieht, so laß Dich ihm ohne Formen und Bilder und laß ihn durch Dich wirken, sei seines Willens Werkzeug!

Wenn Du Dich solchermaßen einen Augenblick in der Stille ihm gänzlich lässest, ist das ihm löblicher und Dir dienlicher, als wenn Du Dich ein Leben lang in den äußeren Weisen übst. Alsdann wird das Wort erfüllt, daß Gott Dir offenbart, was kein Auge gesehen und kein Ohr vernommen hat, und das Tor zum Reiche Gottes sich Dir auftut.

Darum soll der Mensch keinen Augenblick in seinem Bemühen nachlassen, immer vollkommener zu werden und, soweit es ihm irgend möglich ist, den äußeren Menschen in den inneren zu bringen. Das kann nicht an einem Tage, in einem Jahre geschehen, sondern braucht seine Zeit. Und es gehört Willigkeit und Gelassenheit dazu. Dies ist der Weg der Meditation.

Daß wir diesen Weg gehen und zur Vollkommenheit gelangen, das gebe Gott uns allen!

Johannes Tauler – Das Reich Gottes in uns

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