Die dritte Stufe
Dieses nachstehende Aufschlüsseln der dritten Stufe ist das Beste, was ich dazu finden konnte. Ich habe einige Sätze entfernt, der Sinn ist erhalten geblieben.
Was mich aber zum Nachdenken gebracht hat, ist der Hinweis auf das Zusammensein mit anderen, auf das laut Beten, das Lieder singen und auch das Austauschen. Dieses, wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen *1). Darauf wird auch in der Abhandlung „Die Religion der Zukunft“ von Gottfried Mayerhofer hingewiesen *2).
Ich war vor langer Zeit bei Lorbertreffen, dort standen bestimmte Kapitel aus einem Buch von Lorber auf dem Programm, diese sollten vorher durchgearbeitet werden und dann fand ein Austausch darüber statt. Es war wirklich interessant und bereichernd, was die einzelnen darin gesehen haben. Lorbertreffen gibt es noch.
Was ich mich jetzt frage, ob es möglich wäre, Treffen zum Austausch, zum Gebet, zum Singen zu organisieren? Und wie das vor sich gehen könnte?
Mit den nächsten Stufen werde ich erst in einiger Zeit fortfahren.
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Es ist also die dritte Stufe, die Stufe vom Kind zum Vater. ….
Der Glaube und die Liebe zu Gott, die auf der zweiten Stufe noch sehr schwach sind, vertiefen sich hier und das Vertrauen zu Gott wächst. Es ist die Stufe, da die Menschen beten, es sind noch die Formgebete, die Tischgebete, die Fürbitte für andere, alles muß noch laut gebetet werden, in Worte gekleidet werden. Erst auf späteren Stufen wird es zum immerwährenden Herzensgebet, darauf komme ich noch zu sprechen. Diese dritte Stufe ist, daß der Mensch sich immer wieder Gott zuneigen muß, zuwenden muß, sich auf ihn konzentrieren muß. Ich will jetzt essen, also ich bitte um den Segen, ich danke Gott. Erst sehr viel später, wenn der Mensch total in Gott ruht und in ihm lebt und in ihm arbeitet, braucht er diese äußeren Gebete nicht mehr, denn er ist ständig mit Gott verbunden. Aber auf dieser dritten Stufe ist es für den Menschen unbedingt wichtig und erforderlich – und diese Stufe kann auch niemals übersprungen werden -, daß er sich immer wieder konzentriert und betet, möglichst laut betet, in der Gemeinschaft betet. Es ist auch die Stufe des Liedersingens, des Singens zur Gitarre, des Sichgeborgenfühlens in der Wärme der Lieder. Da werden die Lieder für den Vater gespielt, da werden sie gesungen, so wie es viele von euch in der Bieberauer Schule erlebt habt. Es ist die Stufe, da ihr begreift, daß man nicht nur lesen kann, sondern gegen Ende dieser Stufe wird euch immer mehr bewußt, daß ja Gott nicht nur Hörer seines Wortes haben möchte, sondern Täter, daß es darum geht, nun wirklich zu einem Liebenden zu werden. Und da man ja Gott nicht lieben kann, ohne die Menschen zu lieben, sich nun dem Nächsten zuzuwenden. Aber es greift doch alles noch nicht ein in die Substanz. Man gibt etwas von seinem Weihnachtsgeld, man gibt etwas von Sondergeldern, die man bekommt, ob man irgend etwas geerbt hat, ob man irgendetwas außerhalb bekommen hat, wie Urlaubsgeld oder zum Geburtstag oder irgendetwas, man gibt von seinem Überfluß. Man gibt quasi im besten Falle den Zehnten. Und das ist auch gut so.
Kein Mensch kann diese Stufe überspringen, auch ich bin diese Stufe gegangen und ich möchte euch sagen, daß diese sieben Jahre (von 1982 bis 1987), daß das nicht mein gesamter Weg war, sondern daß diese sieben Jahre anfingen, als ich schon die vierte Stufe hinter mir hatte. Die Jahre davor in der Welt, da ich Gott so verzweifelt suchte und ihn fand und mich mit ihm beschäftigte, die habe ich nie nach draußen gebracht. Mein Verhältnis mit Gott begann, als der Kontakt im Inneren wieder da war, als er mich ansprach, als ich Wortkind wurde. Aber all die vielen Jahre vorher, diese dritte und vierte Stufe, die war vor dieser Zeit. Nicht daß ihr meint, daß man so in sieben Jahren unbedingt alles erreichen kann. Es gibt wohl Geister, Menschen, die das können, aber es ist die große Ausnahme, auch ich habe viele Jahre gebraucht. Und gerade die Stufe des Suchens, die erste und zweite Stufe, sie dauern in der Regel einige Jahre und der Weg des Menschen dauert eigentlich sein ganzes Leben.
Und deshalb seid nicht traurig, wenn so viele von euch sich jetzt auf dieser dritten Stufe wiedererkennen. Ihr habt noch euer Leben vor euch. Also es ist die Stufe der Formgebete noch, der Fürbitten, wo man noch für andere betet, nicht daß man sich selber hingibt im Dienst am andern, man bittet, man bittet für den kranken Nachbarn, für den verzweifelten Freund, man geht ihn besuchen, man hilft ihm mit Gesprächen, aber es ist noch nicht dieses, sich selber total einbringen. Vor allen Dingen ist es die Stufe, da man sich trifft, da man sich austauscht mit Gleichgesinnten. Dieses Reden über GOTT über seine Werke, dieses Sich sonnen und angenommen fühlen in der Liebe Gottes. Es bedingt aber auch gleichzeitig ein Abgrenzen zur Welt. Es ist der Weg, den ich selber gegangen bin, und den auch die Menschen gegangen sind, die mir heute ganz nahe stehen. Man fühlt sich von den Weltmenschen nicht mehr verstanden, man mag dieses Hetzen und Hasten nicht mehr. Es ist eine Stufe, wo man die Illustrierten anfängt zu durchschauen, das Fernsehen empfindet als seicht, die Wünsche der anderen Menschen um einen herum auch nicht mehr so richtig verstehen kann. Man fühlt sich nur noch von Geistesgeschwistern verstanden und man lebt wie in einem Ghetto. Man grenzt sich ab und der Ehepartner oder die Familie leiden darunter. Es ist oft der Punkt, an dem die Entfremdung beginnt, man nimmt auch wenig Rücksicht. Bitte nehmt das nicht als Kritik, es ist einfach der Weg, wie er sich dem Menschen darstellt und ohne Auseinandersetzung, ohne Konfrontation geht es nun einmal nicht ab. Euer Ehepartner, eure Kinder, eure Familie brauchen auch diese Konfrontation. Nur werdet ihr auf späteren Stufen begreifen, daß ihr euch auch nicht in allem richtig verhalten habt.
Das ist, was auf der sechsten Stufe geschieht, daß man begreift, wie man seine Familie auch so sehr einseitig gesehen hat. Wie man nur seine eigene Vergeistigung sah und überhaupt nicht begriffen hat, daß jeder im Geiste seinen Tag und seine Stunde hat, da er GOTT begegnet, und daß alles nur Gnade ist. Aber der Mensch geht nun einmal diesen Weg und das Abgrenzen zu denen, die nichts mit Gott zu tun haben wollen, die Gott nicht suchen, ist sehr stark und ihr macht auf dieser Stufe viele Fehler, aber das erkennt ihr erst auf einer späteren Stufe. Auch ich habe diese Fehler gemacht, jeder macht diese Fehler, nur mehr oder minder tief oder schwerwiegend.
Auf dieser dritten Stufe beginnt auch der Hang zum Missionieren. Man ist derart erfüllt von Gott, man hat das Lorberwerk gefunden, vielleicht Bertha Dudde oder andere, die Bieberauer Schule damals und man meint, allen davon berichten zu müssen und man stieß auf Ablehnung und Unverständnis, wie es auch mir begegnet ist. Aber man hat doch immer das Gefühl, unbedingt, anderen Menschen Gott nahe bringen zu müssen. Wer diese Stufe nicht durchlebt hat, wer nicht das Bedürfnis hatte, zu missionieren, den anderen etwas abzugeben von dem, was einen glücklich machte, der hat wirklich nicht richtig geliebt. Wenn ihr auch auf späterer Stufe begreifen werdet, daß es vielmehr das Beispiel eurer Lebensführung ist, als das Reden über GOTT, so muß doch der Mensch auf dieser dritten Stufe dieses Feuer ausleben. Wer das nicht getan hat, dieses, was das Wort beinhaltet, des des Herz voll ist, des läuft der Mund über, der hat nie wirklich geliebt. Auch ich habe die Menschen wirklich geradezu bedrängt. Ich mußte dauernd von GOTT reden, so daß mein Mann Johannes damals sagte, also, wenn du nicht endlich aufhörst die Leute zu bedrängen und dauernd von deinem Lorber zu reden und GOTT, das kann ja kein Mensch mehr ertragen. …. Gut es hat dennoch GOTT unendlich gedient, denn diese Menschen, die ich zu Jakob Lorber führte, waren dann auch die ersten, die um mich versammelt waren und denen ich dann aus dem Inneren Wort das bringen konnte. Sie, diese Menschen waren die ersten, aus denen die Bieberauer Schule bestand und sie brachten dann ihre Kinder und Freunde und Verwandten mit und das war das, was in meinem Hause begann und es waren in kürzester Zeit sechzig, siebzig Menschen und dann waren es bald Hundert und dann mußte ich aus meinem Haus gehen, weil es zu klein wurde und die Bieberauer Schule wurde ins Leben gerufen. Aus dieser Begeisterung für GOTT, aus dieser Begeisterung für die Neuoffenbarung, daß dieser Geist GOTTES vor über hundert Jahren einem Menschen vierundzwanzig Bände durch sein Herz in die Feder diktiert hatte, indem er diese neue Zeit vorwegnahm, indem er diese ganze zweite Zeit Jesu entschlüsselt hatte. Ich war derart verliebt in dieses Werk, ich konnte überhaupt nur noch in Jakob Lorber denken. Und erst die Schriften von Bertha Dudde waren es dann, die mich aus diesem Frieden, aus dieser Freude des Lorber-Werkes in den totalen Ernst führten, aber das ist die vierte Stufe, ich möchte euch noch weiter zur dritten Stufe sagen. Dieses Missionieren gehört einfach dazu, wer das nicht hatte, hab ich gesagt, der hat niemals wirklich geliebt, dem war der andere wirklich nie wichtig.
Aber erst aber der vierten Stufe habe ich gesagt, kommt das Beispiel, da sollen wir nicht mehr von Gott reden, sondern wir sollen all das leben und die Menschen sollen uns fragen, warum wir es so leben und dann sollen wir ihnen sagen, warum wir so leben und sie dann hinweisen, was uns so verändert hat. Die Menschen auf dieser dritten Stufe brauchen unbedingt noch die äußere Führung. … Erst ab der vierten Stufe ist er in der Lage, den Weg ganz und gar mit Gott alleine in seinem Innern zu gehen, mit nichts als der Stimme seines Gewissens. Die Menschen auf dieser dritten Stufe suchen bei Gott noch die Erfüllung so unterschiedlicher Dinge, wie Geborgenheit, das Zudecken aller Wunden, aller Schwächen, sie suchen die Annahme ihrer Person und die Bestätigung und die Anerkennung. Und während die Einen mehr die Befriedigung ihres Wissensdurstes suchen, die Weisheit suchen, so suchen die Anderen mehr die Geborgenheit, sie suchen den Vater, sie suchen die Liebe. Es ist so, daß diese Behaglichkeit in diesen Geschwisterkreisen, diese Geistesfreunde, die einen stützen und tragen auf dieser dritten Stufe wirklich vorherrschen. Die Menschen sehnen sich auch nach einer erfüllten Liebesbeziehung, nach einem Menschen, der mit ihnen diesen geistigen Weg geht und sie begreifen nicht, daß dieser Weg Schmerz beinhaltet, denn nur der Schmerz verändert den Menschen. Aber erst einmal muß Gott den Menschen so nah an sich heranziehen, er muß ihn quasi so sehr an sich binden, daß der Mensch GOTT nicht mehr verlieren mag, daß er eher die Härten des Weges geht, als daß er GOTT noch verläßt. Und so ist diese zweite und dritte Stufe so dringend nötig für die tiefe Bindung des Menschen an Gott. So daß er dann auch die Kreuze, die der Alltag ihm bringt, Golgatha, annehmen kann. Es war die Stufe, wo sich die meisten Wersauer, ich will sie einmal so nennen, von mir abwandten, weil sie nur die frohe Botschaft suchten, nur die Liebe, die Geborgenheit, das Zudecken. Sie mochten nicht das Aufdecken ihrer Schwächen, ihrer Fehler. ….
Ich möchte euch jetzt einmal fragen, ich möchte euch die Fragen stellen, die für diese dritte Stufe gelten. Fragt euch einmal ganz ehrlich. Fühlt ihr eine steigende Tendenz eurer Liebe zu GOTT, zu den Prinzipien GOTTES, zur Wahrheit, zur Selbstverleugnung, zum Du vor Ich? Fühlt ihr wirklich eine tiefe Sehnsucht nach Wahrheit und nach Erkenntnis über euch selbst oder ist es mehr, daß ich es an euch herangetragen habe? Fühlt ihr wirklich ein Bedürfnis, Opfer zu bringen, euch GOTT zum Opfer zu bringen, indem man all das läßt, was man liebt? Fühlt ihr ein Bedürfnis, euch GOTT ganz und gar auszuliefern? Könnt ihr von einer Glut sprechen für GOTT, für sein Werk? Könnt ihr sagen, daß ihr bereits wirkliche Grundsatzarbeit geleistet habt in der Liebe zum Nächsten, in der Liebe zur Wahrheit, in der Verleugnung, im Kreuz tragen? Es heißt, suchet zuerst das Reich GOTTES, alles andere wird euch hinzugegeben werden. Das ist die dritte Stufe. Wer nicht zuerst das Reich Gottes sucht, sondern nur die Auswirkungen des Reiches Gottes genießen möchte, der wird auf dieser dritten Stufe stehen bleiben. Er wird auch in den Himmel kommen, aber er wird niemals die Nähe zum persönlichen Gott haben. GOTT hat wohl gesagt, daß es alles seine Kinder sind. Aber sie werden noch einen sehr, sehr, sehr langen Weg im Jenseits brauchen, um wirklich zur Anschauung Gottes zu gelangen. Mehr möchte ich euch dazu nicht sagen, weil ich euch ja noch alle anderen Stufen sagen muß. Nur eines ist mir noch wichtig, daß mir auf dieser dritten Stufe aufgefallen ist, daß die Menschen eine unsägliche Konsumhaltung haben. So wie die Menschen in der Welt sie haben, so haben auch die Menschen in geistigen Kreisen diese unersättliche Konsumhaltung gegenüber Gott und so wie ich sie an meiner Person erlebt habe. Sie meinen wirklich, daß ihre Geistesgeschwister ihnen wirklich alles schuldig wären. Diese Aussage Jesu, liebe deinen Nächsten, wird weniger als Aussage, als Aufforderung an sich selbst verstanden, sondern immer, wenn einem ein anderer etwas nicht gleich geben möchte oder Bedenken äußert oder sich eine Anforderung überlegen möchte, dann wird man gleich damit konfrontiert. Na ja, das ist ja nicht die Liebe. Der Mensch auf dem geistigen Weg ist wirklich davon keineswegs ausgenommen, im Gegenteil. Die Forderung an seine Geistesgeschwister oder -freunde sind noch erheblich höher als an Außenstehende. Man erwartet, daß der Geistesfreund einem wirklich so vieles tue oder gebe, das ist eine Konsumhaltung auf der ganzen Linie. Es ist wirklich eine Zeitkrankheit, diese totale Verwöhnung. … Und wenn man euch die Wahrheit sagt, dann seid ihr noch stocksauer. Ja, warum kommt ihr denn hierher. Ihr seid welche von der Gruppe, die sagen, wasch mich aber mach mich nicht naß. Dann bleibt auf eurer dritten Stufe stehen.
Also zusammengefaßt für die dritte Stufe. Trotz eurer Liebe zu Gott und trotz so vielen Wissens kann von Nachfolge, wie Jesus sie versteht noch nicht gesprochen werden. Für sie gilt der Satz, den ich auf der Osterkassette vorlas, den Gott durch Mayrhofer gegeben hatte im Inneren Wort. Ich fasse ihn nur sinngemäß zusammen – überall möchten die Menschen meine Lehre dem Leben so anpassen, daß es keiner Aufopferung und keiner Verleugnung bedarf, man möchte die frohe Botschaft, man möchte angenommen werden, gerechtfertigt werden durch seinen Glauben, aber Golgatha und das Kreuz, dem weicht man aus. – Und jetzt erkennt euch, wo ihr steht, auf welcher Stufe.
Christel Zahnd – Kassette Himmelfahrt 1989
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*1)
Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
Neues Testament Matthäus 18,20
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*2)
https://madrigatha.de/zukunft/die-religion-der-zukunft/
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