empfangen von Gottfried Mayerhofer
Wie wird sie wohl aussehen, die Religion der Zukunft, die nicht mehr von den Menschen für ihre Zwecke gemacht wird, sondern sich in den Herzen der Menschen aus der Liebe zu Gott entwickelt.
Abschnitt von den Kennzeichen unserer Zeit
Die Religion der Zukunft
Mit diesem Titel übersandte dir dein Freund und Bruder eine Flugschrift, welche ihn beim Lesen nicht befriedigte, und die er dir mit der Bitte zusandte, ob wohl ein Wort von Mir seine Zweifel darüber näher beleuchten oder aufklären möchte?
Nun, da du diese Schrift ebenfalls gelesen und darüber in deinem Innern richtig geurteilt hast, so will auch Ich Meine Meinung darüber für dich und für alle hier niederschreiben lassen, damit ihr doch alle im Klaren sein möget, was ihr eigentlich von der Zukunft erwarten könnet, und was da heißt die „Religion der Zukunft“, ein Wort, welches nicht allein in einzelnen Menschen schon lange als Frage aufgetaucht ist, sondern viele Denker, welchen das Glaubensbekenntnis der meisten Menschen nicht behagt, und die sich nach etwas besserem sehen, schon vielmals beschäftigt hat, damit das Wort wahr werde, was Ich einst sagte, dass es „nur Einen Hirten und Eine Herde“ geben solle!
Ehe wir uns nun an die Frage machen: wie wird die Religion der Zukunft gestaltet sein? müssen wir die Vergangenheit in Bezug der religiösen Tendenzen und Bewegungen etwas näher betrachten, und nebenbei auch das menschliche Gemüt nicht vergessen, worin der heftige Drang nach überhaupt einer Religion noch nie vertilgt werden konnte, oder, wenn er auch in einzelnen Fällen bei Menschen unterdrückt wurde, doch stets wieder zum Vorschein gekommen ist.
Nun, sehet, wenn ihr von der Erschaffung der Menschheit angefangen bis auf eure Zeit die ganze Geschichte durchgehet, so werdet ihr finden, dass kein Volk, ja kein Mensch ohne Religions-Ideen gewesen ist, so dass auch ihr ersehen könnet, wie anfangs Gemeinschaft mit Mir Selbst, also Annäherung, später wieder Abfall von Mir, Entfernung, verschiedenes Auffassen Meines Gesagten, dann Leugnen desselben, verschiedener Religions-Kultus, habend einen Gott, mehrere Götter, unsichtbar als Wesen, aus Holz, aus Stein, oder lebende Tiere auftauchen, lauter Vorstellungen und Verirrungen, die als Produkt des menschlichen Geistes, miteinander abwechselten, und so, meistens nur weltlichen Interessen einer Priesterkaste dienend, ein Hin- und Herfluten aller möglichen Begriffe verursacht hatten, bis dann vorerst einzelne Menschen, dann einzelne Sekten und später größere Massen von Menschen und Völkern, die bis jetzt bestehenden Religionen gründeten, welche nun wieder anfangen dorthin zu gehen, woher sie gekommen sind, d.h. dass die einzelnen (Haupt-)Sekten sich auflösen, und am Ende, wie es jetzt schon bei vielen der Fall ist, die Menschen ein jeder einzeln sich eine eigene Religion aufbauen, wie deren Individualitäten Ich am meisten anpasse, oder gar alles Religionsgerede umgeworfen und den Tieren gleich nicht Höheres geglaubt wurde, um so desto ungestörter den niedrigsten Leidenschaften nachzujagen, und zwar auf Unkosten der ganzen Menschheit.
Aus allem diesem aber geht hervor, dass in allen Zeiten und in allen Ecken der Welt die Mehrzahl der Menschen, dem im Innern unbewussten Drang folgend, stets ihre Ruhe, ihren Trost außer ihnen (selbst) suchten, und wenn sie gleich nicht wußten, warum sie neben der sichtbaren Welt sich etwa eine unsichtbare konstruierten, gemäß ihrer eigenen Geistesbildung, höhere Wesen, Geister, gute und schlechte annahmen und an deren Einflüsse in die menschlichen Schicksale glaubten.
Es ist hier alles gleich, ob ein Wilder einen hölzernen Klotz, oder lebende Schlange, die Sonne oder das Feuer usw. anbetete, er ahnte etwas geistiges, wollte ein sichtbares Schaubild für dasselbe, und schnitzte sich eines, oder personifizierte selbes durch lebende Tiere, welchen er Eigenschaften zudachte, die er als göttliche annahm, oder bei denen er ähnliche zu finden glaubte.
Überall findet ihr diesen Zug nach Wundern, nach unsichtbaren Wesen, bei den wildesten Völkern sowohl, wie bei gebildeteren, ja nach dem Standpunkte der Bildung des Volkes selbst mehr oder weniger ausgebildet, und so beweist dieses geheimnisvolle Wirken in der Menschenseele nur zu deutlich das Grundprinzip ihres eigenen Seins sowohl, als ihre göttliche Abkunft.
Nun in neuerer Zeit fing die Richtung an, selbst das Geahnte oder oft nicht Abzuweisende stolz zu verleugnen (Zeitalter der Ehre; der Aufklärung), und das Höchste wenigstens auf dieser Erde, den Menschen selbst und seinen Verstand als Gott hinzusetzen, wo die meisten dieser Denker, wie selbe bei euch genannt werden, von einer falschen Basis ausgehend, zwar alles Übrige richtig daraus folgernd, die Menschen betören können, und sich selbst der Stufe herabstürzen, auf welche Ich die Menschen als Geistesprodukt zweier Welten (Diesseits und Jenseits) gesetzt habe.
Zuerst war der religiöse Glaube eine große Quelle für die Priesterkaste, Wohlleben, Pracht und Macht an sich zu reißen, und jetzt, wo die Völker auf einer Seite anfangen klarer zu sehen, wohin die Politik dieser Kaste geht, und auf was es bei allen Sekten aller Religionen immer hinausläuft, nämlich auf Geld und Macht; jetzt wollen sich die Völker von allem befreien, und statt unbedingten Glaubens gar nichts mehr glauben, welches dann den menschlichen Leidenschaften die Zügel frei lässt, und bei diesem Vorgehen, wie bei euch das Sprichwort sagt: das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird!
Nun, schon in jener Zeit, als Ich Meinen Erdenwandel antrat, lag in den Religionen so viel Dunkles, so viel Irrtümliches, dass ohne Meine Darniederkunft (auf Erden) die Welt in Verfall gekommen wäre, dass der Mensch in seiner Würde als vernünftig-geistiges letztes Glied dieser Erde weit unter seine Tierwelt herabgesunken wäre.
In dem jüdischen Volk hatte sich noch aus frühesten Zeiten ein Religionskultus, oder eine religiöse Richtung erhalten, welche am ehesten geeignet war, Mein geistiges Reich auf dieser Erde wieder zur Geltung zu bringen, denn es kostete keinen Umsturz des Bestehenden, sondern nur eine nähere Beleuchtung und bessere Aufklärung alles dessen, was Propheten oder sonst weise Männer durch Meine Eingabe (Offenbarung) den Juden hinterlassen hatten, von welcher nur die Priesterkaste einen schlechten Gebrauch machte.
Nun, so ward es auch selbst durch Mein Wort bewiesen, als ich sagte: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten umzustoßen, sondern sie nur zu erklären und zu ergänzen.“
Was nun Ich aus dieser jüdischen Religion gemacht, wie Ich sie erklärt und dann selbst während Meines Erdenwandels ausgeübt und mit Meinem Tod, Auferstehung und Heimgang bewiesen habe braucht keine weitere Erklärung, sondern höchstens darauf aufmerksam zu machen, erstens, dass diese Dogmen und einfachen Lehren Meiner Religion nie umgestoßen, nie vertilgt werden und dass keine bessere, vernünftigere, reinere nachkommen könne und werde.
So weit also steht fest, dass dasjenige, was Ich in zwei Liebes-Gesetzen vereinigte, so lange die Welt steht nun die einfachste, aber genügenste Religions-Basis bleiben wird, welche dem Beisammenleben geistiger, vernünftiger Wesen am meisten zusagt und nur die einzige geistige Verbindung sein kann, welche Wesen an Wesen kettet; denn es ist ja nur die Liebe, welche Ich als Gesetz den Juden einst vorstellte und, wie ihr jetzt zur Genüge wisst, in alles geschaffene, in alle Natur gelegt habe, weil sie von Mir abstammend, auch nur diese Eigenschaft als Hauptsache inne haben sollten, welche ihrem Meister, ihrem Vater am meisten ähneln.
Es liegt in Meiner und auch in jeder menschlichen Natur der Drang der Liebe, der Drang der Mitteilung, der Drang den Trost von andern zu haben. Aus alle diesem geht hervor, dass im geselligen Beisammensein die menschliche Hilfe oder Trost nicht ausreicht, sondern eine höhere Kraft, sei es ein Wesen in Persönlichkeit, oder eine abstrakte Idee, gesucht wird, um sich an selbes zu wenden und von ihm Hilfe zu erflehen.
Je mehr nun der Mensch gemäß seiner geistigen Bildung auf einer gewissen Stufe der Erkenntnis steht, dieses Wesen zu begreifen, welches auf jedem Schritte in der Natur ihm zuruft: „Ich bin es, der auch dich armes Erdengeschöpf nicht vergessen hat!“ Je mehr eine Menschenseele diese Stimme in ihrem Herzen vernimmt, desto näher steht er seinem Gotte, seinem Schöpfer und seinem Vater, Der die geschaffene Kreatur nicht vor Sich im Staube kriechend sehen will, sondern seit Seinem einstigen Erdenwandel sie zu Seinen Kindern erhoben hat, welche mit Ihm geteulich verkehren, Ihm ihre Leiden und Schmerzen vortragen, aber auch von Ihm Erleichterung derselben hoffen und erwarten können. Dieses Verständnis nun der sichtbaren Natur als Ausdruck einer göttlichen Liebe ist aber so vielseitig verschieden, als es Menschen gibt, und eben deswegen auch die Gott-Idee nach Maßgabe dieses geistigen Auffassens des Sichtbaren auch ebensoviele Religionsbegriffe herbeiführen musste, die unbewusst alle auf einer Basis beruhen, von einer nur ausgehen und zu einer mit der Zeit zurückkehren müssen.
Solange die größere Anzahl der Menschen materiell denkt, materiell lebt, so lange wird auch materiell-symbolischer Gottesdienst für selbe allein nur ausreichend sein; denn sie wollen sichtbar ausgedrückt sehen, was als unsichtbar sie nicht begreifen (vgl. Zeremonien der Kirchen). Wird aber einmal die Mehrzahl der Menschen auch geistig gebildet werden und dadurch fähig sein, auch Sichtbares geistig anzuschauen (vgl. Lehre von den Entsprechungen), dann werden auch sie unter der Schale den geistigen Kern wohl ahnen und später sogar erkennen.
Aus diesen Seelenzuständen der Mehrheit entspringen die verschiedenen Religionen, und aus selben die mannigfaltigen Sekten, weil da oder dort ein Mensch oder ein Priester aufstand, dieses oder jenes mehr oder weniger beleuchtete, anderes erklärte, dadurch Anhänger gewann, sich einen separierten Kultus errichtete, welcher ihm und seinen Anhängern, gemäß der Auffassung, am meisten zusagte.
Neben diesem, wenn gleich manchmal aufrichtigen Suchen des Wahren stehen nun die Materialisten, die Nihilisten, ec., die alle mit dem winzigen Menschenverstande ergründen wollen, was weit über denselben hinaus liegt, und nur das als wirklich bestehend annehmen, was sie greifen und abwägen können.
Diese, bei euch manchmal Gelehrte oder Professoren genannt, sind die Beklagenswertesten; denn wie die Geschichte es selbst nachweist, ist beinahe noch keiner gestorben, welcher nicht am Todenbett mit Reue zurückgesehen hätte auf all den Unsinn, wovon er selbst das meiste nicht glaubte, sondern nur schrieb, wie es Mode war und ihm Geld eintrug.
Die sog. Vernunft-Religion steht auf sehr schwachen Füßen; denn beschränkt sind alle Forschungen, und bald nach kurzem Wege steht ein Naturgesetz vor den Augen des Forschers, welches ihm zuruft: Bis hierher und nicht weiter, denn dort, wo das Sehen, Fühlen oder Hören aufhört, dort geht das Ahnen erst an.. Ahnen kann aber nur der Herz oder Gemüt oder die Seele; wissen will der Verstand, und das Wissen ist eben bald zu Ende.
Die Materialisten werden Bücher schreiben und auch manch bereitwilliges Ohr finden; aber das Erlernte wird keinen langen Widerhall bei selben bewirken, denn im praktischen Weltleben treten ihnen dann so viele Widersprüche entgegen, wo, würden sie ihren ehemaligen Professor fragen, er selbst oft keine Antwort finden würde.
Je mehr die Forschungen auf wissenschaftlichem Gebiete vorwärts schreiten, desto eher werden die Menschen zur Einsicht kommen, nicht, dass sie etwas , sondern dass sie noch gar nichts wissen. Und dieses Bekenntnis der eigenen Ohnmacht muss sie wieder dahin zurückführen, von wo sie ausgegangen sind, nämlich zum Glauben; aber nicht zum unbedingten, sondern zum kindlichen Glauben, dass, wie es ihnen die sichtbare Natur überall zeigt, hinter und in derselben ein großes Geisterreich steckt, welches die Natur aufbaut, erhält und vergehen macht, und selbe stets von einer Stufe zur andern, dem geistigen Prinzip seiner Abkunft gemäß, mehr und mehr näher führt, wo dann nach Millionen von metamorphosischen Verwandlungen, die Materie, wie beim Schmetterling, als Puppe abfällt, und das geistige Element frei sich emporschwingt dem Fokus alles Seins entgegen, aus welchem sie einst hervorging.
Sobald solche Ansichten unter den Menschen allgemein werden, dann wird sich auch eine andere religiöse Anschauung der sichtbaren Welt herausbilden; es wird kein Kultus mehr nötig sein, welcher die Menschen in steinerne Häuser, bei euch „Kirchen“ oder „Tempel“ genannt versammelt, sondern die freie unbegrenzte Natur, alles Umgebende, Sichtbare, vom kleinsten Atom bis zum letzten Stern des entferntesten Nebelflecks wird der Lehrmeister sein, welcher aufmerksame Beobachter vom Materiellen zum Geistigen führen wird; dann werden auch Meine Worte, wie du gestern deinem Bruder schriebst, erst ganz aufgefaßt werden, die Ich einst sprach und in allen Jahrhunderten bis auf heute den Menschen verkünden ließ, dass, wer Mich anbeten will, Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten muss.
Denn Ich bin ein Geist, und geistig beten heißt:
fühlen, wie in allem Gottes Geist verborgen ist,
fühlen, wie Er Seine Liebe in alles hineingelegt hat,
fühlen, wie nur mit und durch Liebe eine jede Welt, ein jeder Aufenthalt und eine jede weltliche Lage zum Paradies werden kann,
fühlen, dass es nur die Liebe ist, welche alles erhält und das größte Gut eines menschlichen Herzens ist,
wenn jedes vorerst gegen seine Umgebung, sei es Mensch oder Tier, gemäß seiner eigenen Abstammung pflichtmäßig selbe ausübt, und so erst Gottes Liebe recht begreifen und erfassen kann, was in den zwei Liebesgesetzen enthalten ist, nämlich die ganze sicht- und unsichtbare
Schöpfung; denn ohne Liebe wäre sie nicht entstanden und ohne Liebe könnte sie nicht fortbestehen!
Ohne Liebe wäre es nicht möglich gewesen, alle großen Gräuel und Verirrungen auf eurer Erde so langmütig hingehen zu lassen, ohne Liebe wäre es nicht denkbar, dass Ich der höchste Herr zu euch verirrten Kindern so rede, wie Ich es eben tue.
Ohne Liebe gibt es kein Vertrauen, kein Zutrauen und keinen Trost. Allein der Gedanke: Liebe kann nicht strafen, erhebt auch den Tiefgebeugtesten, es durchströmt eine sanfte Wärme sein Herz bei solchen Gedanken, und wenn er erst noch die ganze Natur verstehen lernt, wie alles Liebe atmet, wo selbst unter mannigfachsten Widersprüchen doch nur Liebe wirkt, dann wird sich jeder einer Religion, eines religiösen Bekenntnisses bewusst sein, welches ihn in allen Fällen leiten und führen wird, keine Fürsprecher (Priester) bei seinem göttlichen Vater benötigt, und welches auf Erden hier als nächster Richter nur sein eigenes Gewissen, und dann, des sanften, stets Sich gleich bleibenden Vaters über ihm eingedenk, eine Religion begründen wird, als die Einzige, die von Mir gepredigt und von euch befolgt, die Religion der Zukunft ausmachen soll.
Wenn nach allen Verirrungen des menschlichen Geistes, nach allen bitteren Erfahrungen, welche die Menschen durch eigenes Gebaren sich zugezogen haben, sie endlich erkennen werden, dass es umsonst ist, gegen göttliche Gesetze sich zu sträuben, Gesetze, welche keine ehernen, sondern sanfte Liebesbande sind und sein sollen, so wie sie zwischen Vater und Kind die einzigen des ewigen Friedens sind; dann wird Meine Rückkehr auf eure Erde, welche mit Ungeduld die Guten erwarten, und wo Ich als einziger Hirt alle Meine Schafe um Mich versammeln will, erfolgen, wo Ich dann alles zu dem ihnen bestimmten Ziele führen werde.
Dieses wird die Religion der Zukunft sein, nicht wie einer oder der andere selbe in seinem Kopfe ausgehegt hat, sondern kosmopolitisch, d. h.: Weltbürger müsset ihr Menschen dann alle werden; aber nicht eurer Welt oder kleinen Erde nur, sondern unter „Welt“ müsst ihr die gesamte sicht- und unsichtbare Schöpfung verstehen, welcher ihr als Lebende oder Gestorbene stets angehört, und wo in der andern nur die Fortsetzung der hiesigen ist, die von Stufe zu Stufe euch vorwärts führt zu echt geistigem Religions-Kultus, wo aber statt tausend gedankenlos gesprochener Worte, ein Blick in Mein Universum genügt, euch begreiflich zu machen, was Ich bin und was ihr auch werden könnet und sollet!
Du schreibe deinem Bruder: Die Religion der Zukunft kann sich nie in einem Kultus aussprechen; denn jede Zeremonie, jedes andere sichtbare Bildungsmittel (Mittel zur Darstellung) ist zu wenig, zu klein, um dem aufwärts strebenden Geiste des Menschen ein schwaches Bild, eine schwache Idee seines Schöpfers zu geben. Die Religion der Zukunft braucht größeren Maßstab, sie muss alles Erschaffene in sich begreifen und verstehen lernen, muss, wie Ich oben gesagt, vom letzten Stern bis zum kleinsten Atom alles in sich schließen, diese Kirche – Universum genannt – muss ein Altar und Verehrungsort sein, wo aus Millionen von Wesen in jeder Sekunde der Jubel über ihre Existenz als Gebot dem Herzen entströmt, und wo selbes nie aufhören wird, solange ein geistiges Fortschreiten möglich ist.
Zu klein sind alle eure Kirchen und Dome; euere Gebräuche derselben mögen noch so viele Darstellungen sein, sie reichen nicht aus, wo Verständnis Meiner Natur obwaltet, und wo es keine angeblichen Sammelplätze braucht, um den Menschen zu geistiger Erhebung über sein Weltliches zu ermahnen.
Der Mensch muss in freier Natur seinem Schöpfer gegenüber sein, Ihn in allem erkennen und fühlen, muss sich der Abstammung sowohl als seiner geistigen Mission bewusst sein, klar begreifen, welcher Welt Bürger er ist, dann fallen alle Schranken einseitiger Religionsbekenntnisse und Religionsgebräuche, welche nur Menschen erfunden haben, um aus der Lichtgläubigkeit oder Dummheit anderer Nutzen zu ziehen.
Den Menschen erschuf Ich als Herrn von der Welt, als Herr muss er sich fühlen; als Herr muss er aber handeln, eingedenk seiner Kindschaft und eingedenk der ewigen Liebe, die ihn nicht umsonst mit solchen geistigen Eigenschaften ausgerüstet hat, sondern die bei diesem Gnadengeschenk es ihm zuteil werden lassen wollte, ein freier Herr seiner Handlungen, aber doch auch ein gebundenes Wesen seines Gewissens zu bleiben, welches nie anders reden wird, als den Liebesgesetzen gemäß (in Demut).
So muss der Mensch die Religion im Herzen tragen, die von allem von der Außenwelt ihm Gebotenen durch die innere seines eigenen Ichs wieder weit über das Sichtbare hinaus zu Dem (zu Gott in Jesus) führen soll, Der einst, in Menschengestalt die großen Liebes-Gesetze verkündet hat und durch sie die Menschen zu Menschen und nach deren Befolgung zu Seinen Kindern erziehen wollte.
Dieses allgemeine Bestreben, nach diesen Gesetzen zu leben, sie überall zu entdecken und so fort und fort aufwärts schreitend, das große Endziel anzustreben, dieses ist die Religion der Zukunft; aber nicht allein die Religion dieser kleinen Erde, sondern des ganzen Universums und der großen Geisterwelt.
So fasset ihr es auf, nicht nach beschränktem Maße, sondern groß, wie Ich dem Menschen den göttlichen Funken einhauchte, groß, wie Ich den Menschen dadurch zum Weltbürger Meines Staates machte, wo ewig keine Sonne untergeht, sondern stets die geistige Meines Ich allen leuchten wird, die geistige Augen, deren Strahlen aufzunehmen, einst mitbringen werden. Amen.“
Betrachtungsbuch Lebensgarten – Gottfried Mayerhofer 12. Febr. 1876
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