betet ohne Unterlaß, seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Jesu Christo an euch.
Neues Testament 1. Thessalonicher 5, 16-18 – Übersetzung Martin Luther
Das hört sich zwar schön an, ist aber nicht so einfach, nicht nur zu dieser trüben Zeit im Übergang zwischen Herbst und Winter mit den ersten Schneeschauern, immer noch den Auswirkungen der Pandemie und Preissteigerungen überall und mit noch größeren Problemen vor uns. Aber gerade in dieser Zeit brauchen wir das Vertrauen in die Liebe und Fürsorge Gottes, der allezeit für uns sorgt. Aber es gilt, das Ego zu überwinden.
Es gibt eine Abhandlung über dieses Thema von Fritz Binde „Die Sorglosigkeit der Einfalt“. Es ist nicht einfach, in diese „Einfalt“ zu kommen, aber möglich.
Die Sorglosigkeit der Einfalt
Fritz BindeVon Grund aus nur Jesu bedürfen und sich von Ihm erwählt, ergriffen und geweidet wissen, das ist die Sorglosigkeit der heiligen Einfalt. Sie ist das Wissen von der eigenen Unfähigkeit und von der treu schenkenden Güte Gottes im dahingegebenen Sohne.
Nur die Einfalt ist reich genug, um sorglos leben zu können. Denn nur sie ist arm genug, selbst nicht mehr sorgen zu können. Solange eine Seele noch sorgen kann, solange ist sie noch nicht einfältig. Sie ist noch nicht arm genug, sich versorgen zu lassen.
Der Vater der Sorge ist der Eigenwille, ihre Mutter ist die Vernunft. Die Kluft des Zwiespalts mit Gott ist das Ehelager. Der Eigenwille ist selbstsüchtig furchtsam, die Vernunft ist die Furchterregerin. Erst rechnet sie ihm sein Zukurzkommen vor, dann liefert sie ihm die Pläne zur ängstlich besorgten Selbsthilfe. Sobald der erregte Eigenwille auf die Schwarzmalerei und Planmacherei der Vernunft eingeht, ist die Sorge geboren, und nichts auf Erden wächst so unheimlich schnell und breitet sich so bedrückend aus wie eben die Sorge.
Die Sorge ist der Fluch der Ichgrösse. Sie ist der Ausdruck des Ichwahns, der Mensch könne und müsse sein Leben selber machen, er müsse für alles und jedes sorgen. Soviel ein Mensch noch an sich selbst glaubt, so viel Sorgen macht er sich und in so viel Plänen der Selbsthilfe oder in so viel Sackgassen der Verzagtheit und Verzweiflung steckt er. Nichts bezeichnet den Fluch der Loslösung des zwiespältigen Menschenherzens von Gott so deutlich wie die Sorge. Jede Selbständigkeit Gott gegenüber rächt sich als Unruhe, Angst, Sorge und Entmutigung. Der zwiespältige Mensch hat sich selbst zum Mittelpunkt des Geschehens gemacht, und endlich graut ihm vor der Vielfältigkeit der Gefahren, die ihn umringen, und vor der Menge der Pflichten, die er erfüllen soll. Furcht und Sorge sind die Dornen, die sein zwiespältiges Herz zerstechen.
So ist die Sorge die beredteste Gegnerin der Einfalt. Sie ist das stete „Aber:“, das die Vernunft der Glaubenstätigkeit entgegensetzt. Sie ist die immer neue moralische Rechtfertigung des Eigenwillens: „Aber, man muss doch auch sorgen:“ Sie ist die leidige Plage des Menschen, die die Genesung seiner Seele zur Einfalt erschwert. Nichts hindert so die Abkehr von der Sinnen-, Menschen- und Ichwelt, und das selige Eingehen in die Einfalt gegen Gott in Christus, wie die vielgeschwätzige Sorge. Sie ist die listigste, verschlagenste und zäheste Feindin der Einfalt. Aus Ichwillen und Ichklugheit geboren, trachtet sie der aus Gott geborenen Einfalt nach dem Leben wie eine überall schleichende, immer giftig züngelnde und höhnisch zischelnde Schlange. In die Glaubenstätigkeit der Einfalt zischelt sie ihre Zweifel hinein. Die Schweigsamkeit der Einfalt möchte sie beunruhigen, die Einsamkeit stören, die Stille erschrecken, die Bewährung vereiteln, die Gebetsarbeit unterbrechen, die Enthaltsamkeit betrügen, die Geduld ängstigen, die Tapferkeit lähmen, die Gelassenheit aufreizen, die Geradheit brechen, die Keuschheit schmähen, die Gemeinschaft verderben, die Liebe entkräften, die Wachsamkeit einschläfern, die Sanftmut schelten, die Demut verhöhnen, die Innerlichkeit verscheuchen, die Friedfertigkeit bekriegen, die Barmherzigkeit unterbinden, die Freigebigkeit schmälern und die Genügsamkeit verhetzen. Kurz, die Sorge erhebt allüberall und immerdar den vielstimmigen Einwurf und Vorwurf gegen die heilige Einfalt: Sei doch nicht so einfältig; denn so einfach, wie du dir einbildest, ist die Sache denn doch nicht: – Sie ist des Teufels vieltönigstes und wirksamstes Mundstück.
Als „Sorge dieser Welt“ ist sie der eine grosse, schwüle, erstickende Betrug, in dem die verblendete Menschheit fiebernd und seufzend unfruchtbar für Gott gefangen liegt. Als „Sorge dieses Lebens“ ist sie die schwere, selbsterwählte Bürde der uneinträglichen Mühe und Arbeitslast, unter der ein Mensch in seinem Leben gedrückt und geplagt einhergeht. Als „Sorge der Nahrung“ ist sie der irdisch gerichtete, nur auf Essen und Trinken bedachte und nur um die Erhaltung des natürlichen Lebens besorgte und das Herz beschwerende Sinn. Als Sorge „für die Kleidung“ ist sie der Ausdruck der Unwissenheit von Gott, die sich äusserlich um Bedeckung und Schmückung des Leibes abmüht, und den Wert des Lebens und Leibes für Gott nicht kennt. Als Sorge „für den andern Morgen“ ist sie recht eigentlich der Gegensatz zur Einfalt und der Ausdruck des unkindlichen, gottfernen Eigensinns, der, ängstlich und selbstklug zugleich, am liebsten den ganzen Lebensweg auf einmal nach eigenem Willen und mit eigener Mühe ordnen und selbstsüchtig sichern möchte. Als Geld- oder Ehrliebe ist sie ausgesprochene Abgötterei, und als leidensscheue Sorge ums leibliche Wohlbefinden ist sie gerade die Ursache vieler Erkrankungen. Ja sie ist recht ein Ausdruck der eigenwilligen Zwiespältigkeit gegen Gott.
Dem allem gegenüber besteht die Sorglosigkeit der rechten Einfalt erstens in ihrer Genügsamkeit. Sie sucht und fürchtet nichts als Gott in Christus. Tausend Dinge, die das Herz der Zwiespältigen zum Begehren locken und zum Sorgen erregen, lassen das Herz des Einfältigen unberührt, weil es sie nicht mehr begehrt. Sie sorgt immer weniger um die Dinge der Welt, um immer ungeteilter und ungestörter ihrem Herrn dienen zu können.
Sodann besteht die Sorglosigkeit der Einfalt in ihrer Kindlichkeit. Sie braucht sich nicht nur um vieles nicht mehr zu sorgen, sondern sie kann überhaupt nicht mehr sorgen wie die zwiespältige, eigenmächtige und vernunftstolze Welt. Sie ist zu unmündig, zu töricht und zu ohnmächtig dazu. Sie müsste sich ja selber umbringen, wollte sie anfangen, für sich zu sorgen. Jede Selbständigkeit der Lebensführung ist ihr doch unmöglich. Ihr ganzes Wesen ist ja Abhängigkeit von Jesus, ihrem Herrn und Haupt, der ihr geboten hat: „Sorge nicht:“
Wahrlich, nur die himmlische Einfalt geht sorglos über die Erde! Sie nur hat die Vögel unter dem Himmel, die nicht säen und nicht ernten und nicht in Scheunen sammeln, recht gesehen und erkannt, dass sie mehr ist als diese. Sie nur hat die Lilien auf dem Felde, die nicht arbeiten, auch nicht spinnen und doch schöner als Salomo in aller seiner Herrlichkeit gekleidet sind, recht geschaut. Sie will das sein, was sie mehr ist, als Vogel und Blume sind im Reiche der Natur. Sie weiss sich auch mehr und will auch mehr sein, als die sind, die da säen und ernten, arbeiten und spinnen, essen und trinken und sich kleiden im Reiche der Kultur. Sie weiss ihrer Lebenslänge mehr als eine Elle zugesetzt. Sie will das sein, was sie ist, nämlich Kind Gottes im Reiche Gottes, nach dessen Gerechtigkeit sie getrachtet und die sie empfangen und um derentwillen ihr alles ohne Sorge zufällt, nämlich himmlische und irdische Nahrung und Kleidung, und göttliche, ewige Schönheit und Herrlichkeit, schöner und herrlicher als die Lilien und Salomos vergängliche Pracht.
Sie ist, wie ihr Meister war in dieser Welt, dem nie um Nahrung und Kleidung bangte, und dessen vollkommene Liebe ihr die Furcht und mit der Furcht die Pein des Sorgens ausgetrieben hat. Seine Liebe, die sie ans Herz des himmlischen Vaters gehoben hat, ist ihr der alle Vernunft übersteigende Beweis, dass sie auf ewig versorgt ist. Als eine Bettlerin im Geist ist sie eine Tischgenossin seiner königlichen, alle Erkenntnis übertreffenden Liebe geworden, durch die sie mit zur ganzen Fülle Gottes erfüllt wird. Wie sollte sie noch irdisch sorgen müssen‘ Als Erbin Gottes und Erbgenossin des Sohnes Gottes, wie sollte sie noch an ihrem Lebensunterhalt zweifeln: Nein, die heilige Einfalt weiss, Kronen darf sie droben, Kreuz hier unten tragen, aber Sorge muss sie nimmer tragen.
Darum hütet sie sich in nüchterner Wachsamkeit vor jeder Beschwerung durch Sorgen, und sobald eine Sorge die Schwelle ihrer Herzenstür zu überschleichen sucht, so packt sie die lebensfeindliche Gegnerin und wirft sie in der Kraft des Herrn auf Ihn. Er, der Sünde und Seuche getragen, Er will auch der Einfalt Sorge tragen. „Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“‚ (1.Petr.5,7). Er sorgt: Keinen Augenblick darf sie zögern, das Ihm zuzuwerfen, was Ihm zugehört. Es ist eine ständige Tat ihrer Gebetsarbeit. „Sorget um nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden!“ (Phil.4,6).
So ist der heiligen Einfalt einzige Sorge, um nichts zu sorgen, weil sie alle Sorgen ihrem Herrn zuwirft: Die Sorge um Nahrung und Kleidung: ihr himmlischer Vater weiss, dass sie beides bedarf und hat es ihr gegeben mit seinem geliebten Sohn; die Sorge um Leibeskraft: sie weiss, dass, wenn sie mit ihrem Leib in den Tod Christi eingeht, auch die Kraft der Auferstehung Christi ihren sterblichen Leib durch den in ihm wohnenden Geist lebendig macht, und über Leben und Tod hinaus weiss sie sich des Herrn; die Sorge um Geisteskraft: sie wird ihr zur rechten Stunde gegeben werden; die Sorge um errettete Seelen: sie rühmt sich ihrer Schwachheit und bringt sie dem Erzhirten; die Sorge um unerrettete Seelen: sie traut Gottes Verheissungen; die Sorge um die Durchrettung der eigenen Seele: sie weiss sich ewig dem zugehörig, der sie erwählt hat, der in ihr als ihres Lebens Leben ist, und der als der Urheber des Glaubens auch der Vollender ihres Glaubens ist.
Kein reineres Merkmal der heiligen Einfalt ist denkbar als ihre Sorglosigkeit. Sie bringt den immer wieder neu ausbrechenden Glanz auf der Einfalt Angesicht, das über alles hinaus Jesus zugewandt bleibt. So gerät der himmlischen Einfalt statt der Sorge allezeit nur die Danksagung. Jede aufsteigende Sorge verwandelt sich auf der Schwelle des Einfaltsherzens in eine aufsteigende Danksagung. Ja, die lobpreisende Macht der Danksagung ist geradezu die Kraft, mit der die Einfalt die Sorge abfängt und sie auf den Herrn wirft. So erfüllt sie unaufhörlich den Willen Gottes in Christus Jesus: „Seid dankbar in allen Dingen!“ und erweist sich als fleckenloses Gotteskind mitten in einem verkehrten und verdrehten Geschlecht, worin sie leuchtet wie eine Lichtgeberin in der von Sorgen gequälten, undankbaren Welt.
Ja, Vater, hab Dank, dass Deine Einfaltskinder so sorglos auf Erden leben dürfen, ohne jemals dabei zu kurz zu kommen: Lass auch mein Herz von keiner anderen Sorge erfüllt sein als von der, glaubenstätig mich vor jeder Sorge zu hüten, um auf Jesus zu werfen, was mich quält, und durch Ihn zu erbitten, was mir fehlt: Mache mich dabei überströmend in Danksagung zur Erfüllung Deines heiligen Gotteswillens in aller Einfalt!
www.Glaubenstimme.de – Autor Fritz Binde
https://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:b:binde:binde_-_die_sorglosigkeit_der_einfalt
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