Pfingstbotschaft

BD. Nr. 8516:     Ausgießung des Geistes …. Pfingsten ….

Es war erst nach Meinem Kreuzestod möglich, daß Ich Meinen Geist ausgießen konnte, weil zuvor kein Mensch fähig gewesen wäre, etwas Göttliches in sich zu bergen, da die Urschuld der Gottgegnerschaft noch auf den Menschen lastete. Mein Geist aber ist die Ausstrahlung Meiner Selbst, und niemals konnte ein schuldbeladener Mensch Empfänger dieser Ausstrahlung sein, denn es bestand eine zu tiefe Kluft zwischen dem Schuldig-Gewordenen und Mir. Ich aber habe im Menschen Jesus die Sühne geleistet für jene Schuld, und jeder Mensch, der Mein Erlösungswerk annimmt, kann nun auch sich selbst so zubereiten, daß er Meine Liebeanstrahlung wieder empfangen kann, und d.h. auch, daß Ich Selbst in dem Menschen Wohnung nehmen kann und als Zeichen Meiner Gegenwart ihn erfüllen kann mit Meinem Geist …. Sein Denken und Wollen wird nun bestimmt von der Kraft des Geistes, er kann nichts Falsches denken und wollen, solange Mein Geist in ihm wirket …. Denn er lässet Mich vollbewußt in ihm wirken, er öffnet sich, indem er sich Mir innig verbindet und Ich also den Liebelichtstrahl in sein Herz senken kann, der alles erleuchtet …. der ihm nun ein Wissen schenkt in hellster Klarheit, so daß der Mensch aus der bisherigen Finsternis heraustritt und er durch Meinen Geist in alle Wahrheit eingeführt wird, wie Ich es verheißen habe. Es mußte diesem Akt der Ausgießung des Geistes, der bei Meinen Jüngern allen Menschen sichtbar vor sich ging, der Kreuzestod vorausgehen, es mußte zuvor Mein Gegner besiegt werden, so daß er nicht mehr zwangsmäßig die Menschen in der Finsternis erhalten konnte, sondern er denen die Freiheit geben mußte, die sich Mir zuwandten, die sich von Mir erlösen ließen, d.h. bewußt Mein großes Erbarmungswerk anerkannten und daran teilhaben wollten …. Für diese also war der Tod …. die große geistige Finsternis …. überwunden, sie konnten sich selbst zu Gefäßen herrichten, in die sich Mein Geist verströmen konnte …. Sie befanden sich nun nicht mehr in irrigem Denken, sie erkannten die Wahrheit und strebten sie auch vollbewußt an, sie traten aus dem Zustand völliger Erkenntnislosigkeit heraus, ihnen wurde Licht …. Mein Geist durchflutete sie, und sie näherten sich nun auch wieder Mir Selbst, das Geistesfünkchen in ihnen, das als Mein Anteil in ihnen schlummerte, strebte dem Vatergeist von Ewigkeit zu, mit dem es unlösbar verbunden war. Es war …. ganz einfach gesagt …. die Bindung mit Mir wiederhergestellt, die die Wesen selbst einstmals freiwillig unterbrochen hatten, und ein Wesen, das Mir wieder verbunden war, Der Ich das Licht bin von Ewigkeit, mußte nun auch von Meinem Licht durchstrahlt sein, und all sein Denken kann nur noch recht sein. Er muß die Wahrheit erkennen, und der Mensch muß diese Wahrheit nun auch vertreten, weil ihn der Geist dazu treibt, die Wahrheit zu künden allen seinen Mitmenschen …. Und das war auch die Mission Meiner ersten Jünger, die dazu durch die Ausgießung des Geistes befähigt waren, in die Welt hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden allen Völkern. Sie mußten selbst in der Wahrheit stehen, um diese weitergeben zu können, und wenngleich sie auch während Meiner Lehrjahre von Mir Selbst eingeführt wurden in die Wahrheit, so mußte dennoch erst die Ausgießung Meines Geistes vorangehen, auf daß sie nun auch hell und klar wußten um ihre Aufgabe und keinerlei Unwissen sie mehr bedrücken konnte, denn sie waren nun durch Meinen Geist von Mir Selbst gelehrt, Der Ich bei ihnen blieb, wie Ich es verheißen hatte. Und so auch wird sich Mein Geist immer wieder ergießen über Menschen, die Mir dienen wollen, die sich herrichten zu Gefäßen, in die Mein Geist einströmen kann, und die gleich Meinen ersten Jüngern den Mitmenschen die Wahrheit bringen wollen in der Erkenntnis, daß ihnen (diesen) nur die reine Wahrheit Rettung bringen kann in der großen geistigen Not …. Und Mein Geist wird wirken in jenen, auf daß die Finsternis verjagt werde und die Menschen sich wieder in rechtem Denken bewegen, die Mir dienen wollen und mithelfen an der Erlösung der irrenden Seelen. Es kann kein Mensch geben, was er nicht besitzet …. Ich will aber euch, Meine Diener, reich bedenken, auf daß ihr wieder austeilen könnet euren Mitmenschen, die dringend der Unterstützung bedürfen, weil sie allein nicht die Bindung mit Mir anknüpfen …. Doch ihr, die ihr um alle Zusammenhänge wisset, ihr könnet sie aufklären und sie doch noch veranlassen zur Änderung ihres Willens. Und ihr werdet immer reiches Geistesgut empfangen können, und immer …. wenn ihr Fragen stellet, werden sie euch beantwortet werden, so daß ihr in der Antwort auch den Geber dessen erkennen könnet, was ihr nun weiterleiten sollet …. Denn viele Menschen und viele Seelen im jenseitigen Reich werden fragen und rechte Antwort begehren …. Und diese können sie nun auch durch euch entgegennehmen, denn Ich weiß um alle Gedanken, die in den Herzen aufsteigen, und Ich werde jeden Menschen bedenken seiner Aufgabe (Auffassungsgabe) gemäß. Und das ist Mein Wirken in euch …. das Wirken Meines Geistes, das die ersten Jünger erfahren durften an sich selbst nach Meiner Himmelfahrt. Auch ihnen mußte immer wieder Meine Liebe zu Hilfe kommen, denn um den Auftrag auszuführen, den Ich ihnen gegeben hatte, waren sehr viele Kenntnisse nötig, und niemals hätten sie diese Aufgabe ausführen können ohne Meine offensichtliche Unterstützung, denn Ich belehrte sie dauernd durch den Geist, und so brauchten sie nicht zu fürchten, unfähig zu lehrender Tätigkeit zu sein oder ein falsches Geistesgut zu verbreiten, und sie konnten nun ihr Amt gut verwalten …. sie konnten Mein Evangelium verkünden, wie es Mein Wille war …. Und die gleiche Aufgabe stelle Ich auch heut Meinen letzten Jüngern auf dieser Erde, daß sie den Menschen die Wahrheit bringen, die nur von Mir Selbst ausgehen kann. Denn es steht die Erde in tiefster Finsternis, Irrtum und Lüge sind so verbreitet, daß die Menschen den ernstesten Willen aufbringen müssen, um zur Wahrheit zu finden und sie (diese) dann auch zu erkennen als solche. Sie können aber nur durch die Wahrheit selig werden, weil sie nur Mich erkennen und lieben lernen, wenn ihnen reine Wahrheit über Mich und Mein Wesen zugeführt wird. Und dieses Wissen, die reine Wahrheit, kann ihnen nur durch Meinen Geist vermittelt werden, aber sie wird euch auch vermittelt, weil Ich euch liebe und ihr nur die innige Bindung mit Mir gleichfalls durch Liebe herzustellen brauchet, um den Geistesfunken in euch, der mit dem Vatergeist von Ewigkeit unlösbar verbunden ist, zur Entäußerung zu veranlassen …. Dann kann Ich also Selbst euch ansprechen und euch in einen Zustand der Erkenntnis versetzen, und ihr werdet nun auch wissen, was ihr tun müsset, um euer Ziel …. den Zusammenschluß mit Mir …. zu erreichen noch auf Erden. Denn wenn Ich Selbst euch belehre, dann werdet ihr wahrlich recht unterwiesen, und ihr werdet dann sicher auch eure Erdenaufgabe erfüllen und euch wandeln zur Liebe, ihr werdet wieder euer Urwesen annehmen und selig sein, wie ihr es waret im Anbeginn ….

Amen

Bertha Dudde – Kundgabe 8516 – 2. 6. 1963 – Buch 89

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8516 The outpouring of the spirit…. Whitsun….June 2, 1963: Book 89

Only after My crucifixion was it possible for Me to pour out My spirit, for prior to this no human being would have been capable of sheltering anything divine within himself, since humanity was still burdened by the original sin of the antagonism against God. My spirit, however, is the emanation of Myself, and no human being burdened by guilt could ever have been a recipient of this emanation, for the gulf which existed between what had become guilty and Myself was too deep.

But I, in the human being Jesus, have made Amends for this guilt, and everyone who accepts My act of Salvation is now also able to prepare himself such that he can receive My illumination of love again, and that means that I Myself can take abode in the person and as evidence of My presence can also permeate him with My spirit…. Then his thoughts and intentions will be determined by the strength of the spirit, he cannot think and want something wrong as long as My spirit works in him…. For he completely consciously allows Me to work in him, he opens himself by intimately uniting with Me and thus enables Me to lower the light ray of My love into his heart which illuminates everything…. giving him the most bright and clear knowledge, so that the human being will emerge from his present darkness and be guided into every truth by My spirit, as I have promised.

This act of the outpouring of spirit, which took place in My disciples in full view of all people, had to be preceded by My crucifixion, My adversary had to be defeated first so that he would no longer be able to forcibly keep people in darkness but had to release those who turned to Me, who allowed themselves to be redeemed by Me, that is, who consciously acknowledged My great act of mercy and wanted to partake of it…. Thus death…. the immense spiritual darkness…. had been conquered for them, they were able to prepare themselves as vessels for the outpouring of My spirit…. Now they no longer experienced wrong thoughts, they recognised the truth and also fully consciously aspired to it, they emerged from the state of complete ignorance, they became enlightened…. My spirit permeated them, and now they also came closer to Me again, that tiny spark of spirit, which as part of Myself had rested dormant within themselves, aspired towards the eternal Father-Spirit to which it was inseparably connected. Very simply put…. the connection with Me…. having once been voluntarily discontinued by the beings, was restored again, and a being that was once more in contact with Me, the Eternal Light, had to be permeated by My light too, and its every thought can then only be right. He has to recognise the truth, and then the human being also has to uphold this truth, because he is urged by My spirit to proclaim the truth to all of his fellow human beings…. And this, too, was My first disciples‘ mission, whom the outpouring of My spirit enabled to go out into the world and proclaim the Gospel to all nations. They had to possess the truth themselves in order to pass it on, and even though during My years of teaching they had been instructed in the truth by Me, the outpouring of My spirit nevertheless had to take place first so that they then would brightly and clearly recognise their task and no longer be burdened by ignorance, for they were instructed through the spirit by Myself, Who stayed with them as I had promised.

And thus, time and again I will pour out My spirit upon people who want to serve Me, who prepare themselves as vessels into which My spirit can flow and who, like My first disciples, want to bring the truth to people in the knowledge that only the pure truth can help people in their immense spiritual adversity…. And My spirit will be effective in them so that the darkness will be dispersed and the people desiring to serve Me by assisting in the redemption of errant souls will think correctly again. No person can give what he does not have….

However, to you, My servants, I want to give abundantly, so that you can impart it again to your fellow human beings who urgently require your support, since they will not establish the relationship with Me on their own…. Yet you, who know all correlations, can enlighten them and even now persuade them to their change their will. And you will always be able to receive spiritual knowledge in abundance, and at all times…. when you ask questions, they will be answered such that you will also be able to recognise the Provider, which you then should pass on…. for many people and countless souls in the kingdom of the beyond will ask questions and desire truthful answers…. they will be able to receive them from you, for I know all thoughts arising from the heart and will give to every person according to his task (comprehension).

And this is My working in you…. the working of My spirit, which the first disciples were allowed to experience for themselves after My ascension. They, too, had to be assisted by My love time and again, for in order to implement the task given to them by Me they required extensive knowledge, and without My obvious support they would never have been able to accomplish this task, for I constantly instructed them through the spirit. Thus they did not have to be afraid to be incapable of working as teachers or of spreading incorrect spiritual knowledge and were able to administer their office well…. they were able to proclaim the Gospel in accordance with My will….

And today, too, I give My last disciples on this earth the same task of taking the truth to people, which can only come forth from Me directly. For the earth is engulfed by profound darkness, errors and lies are so widespread that people have to muster an utterly sincere will in order to find the truth and then also to recognise it as such. But only through truth can they become blessed, because they can only learn to recognise and love Me when the pure truth about Me and My nature is imparted to them. And this knowledge, the pure truth, can only be imparted to them through My spirit, but it will also be clarified for you, because I love you and you only need to establish a heartfelt bond with Me through equal love in order to induce the spiritual spark in you, which is inseparably connected to the eternal Father-Spirit, to express itself…. Then I can speak to you Myself and place you into a state of cognition, and then you will also know what you have to do in order to achieve your goal…. the unification with Me…. while you are still on earth. For when I instruct you Myself you truly will be taught correctly, and then you will accomplish your task on earth for sure and change yourselves into love, you will adopt your fundamental nature again and be blissfully happy, as you were in the beginning….

Amen

Translated by: Heidi Hanna

https://www.bertha-dudde.org/en/proclamation/8516

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Weisheit der Abgeschiedenheit

„So seid nun weise und wachsam im Gebete.“ 1. Petr. 4;8

Wir feiern mit dem Pfingstfest die Sendung des Heiligen Geistes, der von den Jüngern in einer besonderen Weise empfangen wurde. Das war nötig, da sie im Anfang standen und da ein neues Leben in ihnen begann, aber auch um derer willen, die noch dazu gelangen sollten.

Solange sie in der Zeit lebten, nahmen sie im Empfangen des Heiligen Geistes ständig zu. Gleich ihnen soll jeder Gottesfreund das Fest des Heiligen Geistes alle Tage und Stunden begehen, damit er ihn jederzeit empfange. Je größer seine Bereitschaft und Empfänglichkeit und je tiefer er sich einwärts wendet, desto vollkommener wird er den Heiligen Geist empfangen.

Was den Jüngern am Pfingsttage zuteil wurde, das findet alle Tage geistig bei denen statt, die sich gründlich dazu bereiten: zu ihnen kommt der Geist Gottes mit immer neuen und besonderen Gaben, solange sie leben, nach innen gewendet und bereit sind, ihn zu empfangen.

Und worin besteht nach Petrus die rechte Bereitung? „Seid weise und wachsam im Gebet.“

Weisheit meint Wohlvertrautheit und Wohlbewandertsein und bedeutet, daß wir bei all unserem Tun und Lassen jedes Ding mit dem Licht unserer Urteilskraft durchschauen, so daß uns wohl vertraut ist, womit wir umgehen, und wir bereit sind, das Beste aus ihm zu gewinnen.

Die höchste Bereitschaft nun, den Geist Gottes zu empfangen und ihn unmittelbar in sich aufzunehmen, besteht im Abgeschiedensein und Lassen, in Innigkeit und Einigkeit. Wer diese vier hat und darin zunimmt, der ist am besten bereitet für den Empfang des Geistes Gottes.

Worin besteht nun das erste von diesen vieren: wahre Abgeschiedenheit?

Sie besteht darin, daß der Mensch sich von allem abwendet und abzieht, das nicht Gott ist, und mit dem Lichte seiner Urteilskraft alle seine Gedanken, Worte und Werke verständnisvoll daraufhin durchschaut, ob da im Grunde etwas ist, das nicht Gott ist, nicht Gott im Tun wie im Lassen im Sinne hat, damit er das, was auf anderes als Gott abzielt, ausschließe und von sich abscheide.

Das ist nicht nur die Aufgabe der dem inneren Leben zugewandten Gottesfreunde, sondern die jedes Menschen. Denn man findet viele gute Menschen, die sich im rechten Denken und Handeln üben und doch von wahrer Innerlichkeit nichts wissen. Auch sie sollen sich gewöhnen, darauf zu achten, ob das, was sie denken und tun, sie etwa von Gott wegführt, damit sie das lassen. Auch sie bedürfen der Einwärtswendung und der Abgeschiedenheit, wenn sie den Geist und die Gaben Gottes empfangen wollen.

Nun ist die Abgeschiedenheit und die Empfangsbereitschaft bei den Menschen sehr verschieden: Die einen empfangen den Geist in bildlicher Weise mit den Sinnen, andere nehmen ihn in die Kräfte der Vernunft auf, und wieder andere nehmen ihn darüber hinaus in den Grund der Seele auf, in das heimliche Reich, in dem das Bild und das Licht Gottes verborgen schlummert. Hier findet der Geist seine wahre Stätte, und da allein werden seine Gaben in göttlicher Weise empfangen.

So oft der Mensch in diesen Grund hineinschaut mit dem Licht der Unter-scheidungskraft und sich hier ganz Gott zuwendet, gelangt er zur Durchgeistung und empfängt vom Geiste Gottes neue Gnaden und Gaben, wenn er in Weisheit und Abgeschiedenheit ganz nach innen gewendet ist und mit wahrem Ernst bei seinen Worten und Weisen, Werken und Wegen darauf achtet, daß da nichts sei, das nicht von Gott ist oder auf Gott hinzielt.

Mit dem Licht der Unterscheidungskraft soll er seine Tugenden prüfen, ob sie aus Gott geboren sind, und soll dahin wirken, daß alle Kräfte, Strebungen und Tugenden der göttlichen Ordnung entsprechen und alles zu Gott hin, mit Gott und durch Gott getan werde. ..

…Wenn dann der Geist Gottes findet, daß der Mensch das Seine tut, kommt er mit seinem Licht, überstrahlt das natürliche Licht der Urteilskraft, läßt die übernatürlichen Tugenden wie Glaube, Liebe und Gewißheit erstehen und leitet den Menschen in dieser Abgeschiedenheit in die Einheit mit Gott.

Doch beachte man wohl, daß auch in den Menschen, der nur Gott im Sinn hat, zuweilen das bange Gefühl kommt, nicht in allem Gott im Sinn gehabt zu haben, und Trauer um das Fernsein Gottes.

Woher nun dieses Gefühl auch immer kommen mag, von innen oder von außen her, in jedem Falle soll man ihm mit Sanftmut und Lassen begegnen.

Manche versuchen hier, es mit Gewalt zu überwinden. Sie rennen hier hin und dorthin, suchen bei Gottesfreunden und Weisen Trost und Belehrung, stürzen sich in geistige Übungen – und werden dadurch nur noch verwirrter.

Wenn Dunkelheit in einem ersteht, soll man es halten wie bei einem Unwetter: man geht unter ein Dach und wartet gelassen, bis das Gewitter vergeht. So soll der Mensch, wenn Anfechtung, Zweifel und Bangigkeit ihn überfällt, sich nach innen wenden, sich lassen, sich dem Frieden Gottes überlassen und in Gelassenheit auf Gott warten.

Wenn er so in Sanftmut unter dem Dach Gottes steht, ist das besser als alle Bemühungen des Ich, von sich aus die Not zu brechen, auch wenn man meint, damit Gott näher zu kommen. Denn mit all diesem Tun hat der Mensch sich selbst im Sinn und seinen Eigenwillen. ..

Darum die Forderung, weise zu sein, die Jesus durch das Gleichnis ergänzt: „Seid weise wie die Schlangen.“

Wenn die Schlange merkt, daß ihr Äußeres zu altern und einzuschrumpfen beginnt, sucht sie eine Stelle, wo zwei Steine nahe beieinander liegen, und zieht sich zwischen diesen ganz eng hindurch, so daß die alte Haut abgeht und darunter die neue Haut zum Vorschein kommt.

Genau so soll der Mensch es machen mit der ,alten Haut‘, d. h. mit allem, was er von Natur hat, wie groß oder gut es auch sei, also mit dem äußeren Menschen, damit der neue, der innere Mensch ganz zum Vorschein komme. Und er soll sich ständig daraufhin prüfen, ob etwas an ihm und in ihm am Veralten und darum abzustreifen sei, und sich immer wieder auf sein wahres Selbst besinnen und zurückziehen.

Bei alledem soll er sich bewußt bleiben, daß alles, was Gott ihm jeweils in der Zeitlichkeit zufügt oder an Schickungen zuläßt, sei es Glück oder Unglück, Lust oder Leid, ihm zum Vollkommenerwerden dient. Denn was auch immer über ihn kommt, ist von Gott so vorgesehen und vorher in ihm gewesen, so daß es in dieser Weise geschehen muß.

Wer dessen bewußt ist, der erregt sich nicht über die Dinge und Umstände, sondern bleibt allezeit im Frieden. Diesen Frieden in allen Dingen und Lagen lernt und gewinnt man allein in wahrer Abgeschiedenheit und Innigkeit. Wer ihn haben will, muß sich nach innen wenden; denn dort allein wird er gefunden und gefestigt. Und je mehr der Friede zunimmt, desto vollkommener wird der Geist Gottes gegeben und desto reicher empfangen.

Das sei durch ein anderes Gleichnis verdeutlicht: Wie der Landmann im März, wenn er sieht, daß die Tage zunehmen und die Sonne an Kraft gewinnt, seine Bäume behaut und beschneidet, das Erdreich umgräbt und das Unkraut ausjätet, so sollen wir uns selbst umgraben, die Ackerscholle unserer Gedanken und Werke umkehren, daß wir den Grund prüfen, und wir sollen unsere Bäume beschneiden, d. h. unsere äußeren Sinne und niederen Strebungen und Kräfte, und alles Unkraut gründlich ausjäten.

Vor allem gilt es die sieben Hauptfehler gründlich auszujäten: Hoffart innen und außen, Geiz und Zorn, Haß, Neid und Unkeuschheit, Leibes- und Sinnenlust in aller Weise, in unserer Natur wie in unserem Geiste, daß sich da kein Mangel und keine Trägheit verberge, vielmehr alles, was nicht auf Gott zielt, ausgemerzt werde.

Aber noch ist es dürr und kalt und hart in uns. Die Sonne gewinnt an Kraft, sie steigt höher und der Sommer naht. Wenn der äußere Mensch und die niederen und höheren Kräfte und schließlich der ganze Mensch außen und innen wohl bereitet sind, kommt die göttliche Sonne und leuchtet in den wohl vorbereiteten Acker der Seele bis in den Grund, und dann beginnt eine echte Maienblüte, der ein wonniger Sommer folgt.

Also verleiht der gütige Gott dem Geiste, zu grünen, zu blühen und herrliche Frucht zu tragen. Wenn der Heilige Geist seinen seligen Glanz und göttlichen Schein unmittelbar und gegenwärtig in den Seelengrund ergießen kann – welche Freude und Wonne erquillt da! Von dieser Wonne, die der Geist Gottes da unserem Geiste schenkt, nur einen Tropfen zu schmecken, ist beseligender denn alle Beglückungen, mit denen die Welt und die Kreaturen uns zu erfreuen vermögen.

Manche, die diese göttliche Seligkeit in sich erfuhren, möchten gern nur noch in diesem Genießen verweilen und verbleiben. Sie meinen, dieser erste Strahl sei die ganze Sonne, und möchten sich gern darin niederlegen und ausruhen. Aber wer so handelt, der steht still, bleibt zurück und gelangt weder zum Blühen noch zum Fruchttragen.

Andere bleiben dadurch zurück, daß sie beim Empfangen und Gewahrwerden dieser Seligkeit in unechte Freiheit verfallen und sich, statt ihrem Ich zu entwachsen, ganz auf ihr Ich zurückziehen und ihre Lust und Befriedigung im Selbstbesitz sehen. Sie meinen, sie könnten sich darauf verlassen, dünken sich darin sicher, werden schwach und verwöhnt und wähnen, sie brauchten nicht mehr zu leiden und zu wirken wie vorher, sondern könnten sich ganz abgeschieden halten. ..

…Wenn aber die Welt das merkt, gießt sie falsche Süßigkeit darein, damit der Mensch ihr verhaftet bleibe, das unechte Selbst zurückbleibe und nicht zum göttlichen Blühen und Fruchttragen gelange.

Was sollen wir da tun? Sollen wir uns dieser Seligkeit entziehen?

Keineswegs. Wir sollen sie vielmehr dankbar hinnehmen und sie willig wieder Gott zutragen, indem wir mehr tun als vorher, mehr danken und loben, mehr lieben und helfen als vorher, also unser brennendes Verlangen nach Gott in allen Dingen und Werken vervielfachen.

So oft wir uns mit solcher Innigkeit Gott zuwenden und uns ihm in williger Hingabe darbieten, so oft kommt Gott uns mit neuen Gaben entgegen in jedem Augenblick. So erwächst aus der Seligkeit größere Innigkeit.

Das meint Petrus, wenn er uns mahnt, weise und wachsam zu sein und nicht träge zu werden und einzuschlafen. Denn wer schläft, schafft nicht und kommt nicht voran. Der wache und wachsame Mensch vollbringt sein Werk mit Freude, Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit.

In solcher Weise sollen wir wach sein bei allem, was wir tun, stets auf uns selbst acht geben und auf den Gott in uns, und sollen uns von seiner Gegenwart in uns bis in die letzten Winkel unserer Sinne und unserer Seele erfüllen lassen, außen und innen, damit wir des göttlichen Lichts gewahr und teilhaftig werden und in diesem Lichte blühen und Frucht tragen.

Wahre Abgeschiedenheit besteht aber nicht nur darin, daß der Mensch sich von aller äußeren Mannigfaltigkeit gelöst hat, sondern auch darin, daß er sich von der inneren Mannigfaltigkeit der bildenden Kräfte mit ihren Gedankenbildern und Phantasien abwendet und in der Einsamkeit verbleibt.

Denn erst, wenn er all dies gelassen hat, kommt Christus, auf den er wartet, in einem Blick

und führt ihn mit diesem Blick über alle Dinge hinaus und entschädigt ihn für all sein Warten.

Danach aber kommt die innere Finsternis, das völlige Alleinsein und der steile einsame finstere Weg, auf dem er nichts weiß und nichts hat und auf dem ihm alles begegnet, was er längst überwunden und besiegt glaubte: all das schreckt ihn nun. Aber all das dient nur dem Entwerden des Ich und allen Ichverlangens.

Wenn er dem entworden ist, kommt Gott und macht ihm mit einem Blick die ewige Liebe gewiß.

Das geschieht, wenn wir „weise und wachsam sind im Gebet“. Darin berühren wir das Letzte. Was meinte Petrus mit dem Gebet? Meinte er etwa das Gebet des Mundes? Nein, er meinte mit Jesus jene Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit, von der die Meister sagen, sie sei ein Aufgehen des Gemüts in Gott.

Das Lesen mit den Sinnen und das Beten mit dem Munde kann dazu dienen und dorthin führen, und dann mag bei des gut sein. Aber wie mein Rock und meine Kappe nicht ich sind, sondern mir nur dienen, so ist das Gebet des Mundes nicht das wahre Gebet, sondern dient ihm nur und hilft dazu, daß Geist und Gemüt sich unmittelbar in Gott einsenken. Das erst ist das wahre Gebet.

Und dieses wahre Gebet denkt und spricht man ohne Unterlaß im Himmel. Es trägt das Gemüt gänzlich hinauf, so daß Gott unmittelbar in unser Innerstes und Innigstes, den Seelengrund, eingehen kann, in dem wahres Einssein ist.

Von diesem innersten Grund sagt Augustinus, die Seele habe in sich einen verborgenen Abgrund, der habe mit der Zeit und der äußeren Welt nichts zu tun und sei weit erhaben über den äußeren Menschen und das Ich, das dem Körper Leben und Bewegung gibt.

Hier, in dem Grunde der Seele, ist die Stätte und das Reich Gottes. Hier wird der Mensch ganz still und wesentlich und immer mehr abgeschieden und nach innen gewendet, immer lichter und gelassener; denn Gott selbst ist hier in seinem Reiche und wohnt und wirkt hier.

Von hier aus kehrt der wahre Beter dann wieder in das äußere Leben zurückt, wendet sich mit inbrünstiger Liebe und Hilfsbereitschaft allem zu, für das Gott ihn vorgesehen hat, und widmet sich, um Rat zu schaffen, mit ganzer Liebe der Not der Menschen, indem er, wie man mit einem Blick viele Menschen umfaßt, alle mit sich in den Seelengrund hinabträgt, in den Abgrund der göttlichen Liebe, daß sie allen zuteil werde.

So senkt er sich in den Abgrund der Einigkeit und kehrt wieder hervor und bleibt vom mit seinem innersten Wesen in dem Grunde, aus dem auch sein Wollen und Handeln erfließt.

In einem solchen Menschen findet man nur göttliches Wollen und Leben. Er dient Gott zuliebe und allen Menschen zum Troste und zur Vollendung. Er wohnt in Gott, und Gott wohnt in ihm.

Daß wir alle diese Abgeschiedenheit und Einswerdung erreichen, dazu helfe uns Gott!

Johannes Tauler – Das Reich Gottes in uns
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